„Laufen, Lernen und Lachen“
Franz Müntefering in Meppen über aktive Lebensgestaltung im Alter
Meppen (EL) – Mit seinem Vortrag im Hotel Via Plaza in Meppen zum Thema „Älterwerden in dieser Zeit“ hat der ehemalige SPD-Bundesminister und Vizekanzler a. D. Franz Müntefering die Gäste der Seniorenvereinigung Meppen begeistert. Dabei gab er den Anwesenden viele Denkanstöße zu einem aktiven Leben im Alter.
Gleich zu Beginn seines Vortrags machte Müntefering deutlich, dass der Kontakt untereinander eine große Bedeutung besitze und vor allem für ältere Menschen wichtig sei. Grundsätzlich müsse mehr miteinander über das Alter gesprochen werden. „Früher hat man noch die Ansicht vertreten, dass über das Älterwerden und über das Sterben nicht gesprochen werden darf. Das ist falsch“, erklärte Müntefering.
Es sei notwendig, sich mit seinem Alter aktiv auseinanderzusetzen und offen für neue Möglichkeiten und Betätigungsfelder zu bleiben. „Fest steht, dass sich mit dem Alter etwas verändert. Darauf muss man eingehen‘, sagte der 84-Jährige. Ihm falle beispielsweise das Treppensteigen schwerer. Ein barrierefreies Wohnumfeld werde wichtiger. So sei es unter anderem klug, den Teppich aus dem Wohnzimmer zu entfernen, um Stürze über die Teppichkante zu vermeiden. „Ein Teppich ist an der Wand besser aufgehoben als auf dem Boden”, sagte er.
Vieles habe sich in der heutigen Zeit mit Blick auf das Älterwerden verändert. Menschen seien im Alter oft einsam, vor allem wenn der Partner stirbt und die Kinder weit entfernt wohnen. „Dann fehlt den Älteren die Kraft, um rauszugehen und neue Kontakte zu knüpfen“, so Müntefering. Dabei gebe der soziale Kontakt zu Mitmenschen neue Impulse und neuen Antrieb. Aus diesem Grund empfahl Müntefering die drei L’s: Laufen, Lernen und Lachen.
„Es ist gut, wenn man sich viel bewegt. Am besten in der Gemeinschaft“, riet Müntefering. So könnten ein regelmäßiger gemeinsamer Spaziergang mit Bekannten und ein anschließender Restaurantbesuch mit guten Gesprächen viel Positives bewirken.
Lernen sollte auch im Alter eine Rolle spielen. Es sei sinnvoll, sich mit Dingen auseinanderzusetzen, die einen interessieren. Gleichzeitig riet er dazu, offen für Neues zu bleiben. Um Neues zu lernen, gebe es verschiedene Möglichkeiten. Universitäten bieten zum Beispiel Vorlesungen für ältere Menschen an“, sagte Müntefering.
Das Lachen dürfe im Alter ebenso nicht fehlen. „Das geht in der Gemeinschaft viel besser“, sagte er und lobte Vereine und Verbände wie die Seniorenvereinigung Meppen: „Sie sorgen dafür, dass sich Menschen treffen und eine Gemeinschaft entsteht.”
Darüber hinaus vertrat der ehemalige Bundesminister die Ansicht, dass auf die Erfahrungen, die ältere Menschen besitzen, viel mehr Wert gelegt werden müsse. „Niemand sollte sich das eigene Leben wegreden lassen. Die Lebenserfahrung jedes Einzelnen zählt und nicht nur die Ansichten der jüngeren Generation“, sagte Müntefering. Er selbst habe von seinen Eltern, insbesondere von seiner Mutter, viel gelernt. Politik müsse mehr auf die Bedürfnisse der älteren Generation eingehen, gleichzeitig sollten die Älteren diese aber auch selbstbewusst einfordern und sich in die Gesellschaft nach ihren Möglichkeiten einbringen.
Am Ende der Veranstaltung beantwortete Müntefering Fragen der Gäste. Auf die Frage, wie man mit den rechten „Chaoten“ in der Politik umgehen müsse, erklärte der ehemalige Vizekanzler, dass die Demokratie mittlerweile viele Feinde und Gegner habe. Er riet dazu, dass sich die demokratischen Parteien geschlossen gegen Extremisten stellen sollten.
Als die Frage zu den Herausforderungen in der Pflege und Rente aufkam, erklärte Müntefering, dass es in der Rente flexiblere Modelle geben müsse. „Wer länger arbeiten möchte, sollte das machen können. Es gibt aber auch viele, die schon mit 50 Jahren kaum noch arbeiten können“, sagte Müntefering und machte deutlich: Jeder, der lange in das Rentensystem eingezahlt habe, sollte eine auskömmliche Rente erhalten. Im Bereich der Pflege sei es nötig, mehr Unterstützung für Menschen zu leisten, die im häuslichen Umfeld versorgt werden. Zudem müsse den pflegenden Angehörigen mehr geholfen werden.
Richard Peters, Vorsitzender der Seniorenvereinigung Meppen, auf dessen
Einladung der Referent nach Meppen gekommen war, dankte Franz Müntefering für dessen Ausführungen und überreichte ein Präsent.
Auf ein Honorar verzichtete Müntefering im Übrigen. Im Gegenzug leistet die Seniorenvereinigung eine Spende an den Krebsfonds Ludmillenstift Meppen.
Text und Bilder: Heinrich Schepers, EL-Kurier am Sonntag