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Seniorenvereinigung der Stadt Meppen e.V.

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“Gesundheitsversorgung im Emsland -Quo vadis ?”

Im Sitzungssaal desLandkreises Emsland hat Dr. Sigrid Kraujuttis,Dezernentin für Gesundheit und Soziales, auf Einladung der Seniorenvereinigung der Stadt Meppen über 70 Seniorinnen und Senioren fachkundig Antworten gegeben auf die Frage

„Gesundheitsversorgung im Emsland – Quo vadis?“ Dabei wurde deutlich, dass das Gesundheitswesen in Deutschland sehr komplex und durch eine Vielzahl von Akteuren, Verantwortlichen und Regelungen geprägt ist.

Kraujuttis erläuterte zunächst die drei Säulen im deutschen Gesundheitssystem, die ambulante medizinische Versorgung mit Haus- und Fachärzten, die stationäre Krankenhausversorgung und den in der Kreisverwaltung eingegliederten Öffentlichen Gesundheitsdienst. Die unterschiedlichen

 Zuständigkeiten machten es schwierig, sich im System zurechtzufinden. Auch seien die Übergänge von einem Krankenhausaufenthalt in die ambulante Versorgung und Pflege häufig nicht einfach.

Der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) obliege es, eine bedarfsgerechte und wohnortnahe ambulante ärztliche Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Gleichzeitig bestünden häufig Wartezeiten von mehreren Monaten auf einen Facharzttermin.

Kraujuttis erläuterte die Bedarfsplanung der KVN und stellte sogleich fest, dass es im nördlichen Emsland noch 17,5 im mittleren Emsland 14 und im südlichen Emsland 3,5 freie Hausarztsitze gebe. Gerade im ländlichen

Raum, so die Sozialdezernentin, gestalte sich die Besetzung freier Hausarztstellen sehr schwierig. Dahingegen könnten z. B. für Augen- bzw. Hautärzte sowie für Frauenärzte aufgrund einer planerischen Überversorgung trotz langer Wartezeiten aktuell keine Zulassungen zur vertragsärztlichen Versorgung erteilt werden. Dies sei für die Bevölkerung verständlicherweise nicht nachvollziehbar.

Im Bereich der Krankenhäuser obliege die Planungshoheit den Ländern. Mit dem Krankenhausbedarfsplan lege das Land Niedersachsen in jährlicher Fortschreibung die Fachrichtungen und die Zahl der jeweiligen Krankenhausplanbetten fest, so für den Landkreis Emsland mit insgesamt 1.640 stationären und 60 teilstationären Betten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plane seit längerem eine umfassende Krankenhausreform, die nach derzeitigem Stand zum 01.01.2025 in Kraft treten soll. Der vorliegende Gesetzentwurf sehe u.a. vor, die Vorhaltung von Strukturen in Krankenhäusern künftig unabhängig von der Leistungserbringung zu finanzieren und damit den Anreiz für Krankenhäuser, Fallmengen auszuweiten, zu senken.  Statt der bisherigen Fachrichtungen werde es Leistungsgruppen geben, die den Krankenhäusern bei Erfüllung von Qualitätskriterien und Mindestvorhaltezahlen von den Planungsbehörden der Länder zugewiesen werden sollen. Aktuell gebe es aber insbesondere seitens der Länder und der Krankenhausverbände noch erhebliche Kritik am vorliegenden Gesetzentwurf. Mit der Umsetzung der Reform müsse es jedoch, so Kraujuttis, unter den Krankenhäusern zu Leistungsabstimmungen kommen, damit auch in Zukunft im Landkreis Emsland eine hohe Eigenversorgungsquote bei qualitativ hochwertiger medizinischer Versorgung bestehe.

Mit Blick auf die Aktivitäten des Landkreises im Rahmen der Gesundheitsregion erläuterte Kraujuttis, dass sich auch im Emsland die Auswirkungen des demografischen Wandels mit einer steigenden Zahl älterer und hochbetagter Menschen bemerkbar mache. Und bei älteren Menschen zweigten sich Bedarfe, die insbesondere bei den Übergängen zwischen Krankenhaus, ambulanter medizinischer Versorgung und der Pflege bestehen würden.

Aufgabe der kommunalen Gesundheitsregion sei es u.a., auf die dringend benötigte Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen hinzuwirken und gemeinsam auf regionaler Ebene gute Lösungen zur Verbesserung der Versorgung zu entwickeln. Im Rahmen der Gesundheitsregion sei der Landkreis Koordinator und Partner bei der Vernetzung der Akteure aus der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung einschließlich Vertretern der KVN, der Ärztekammer, der Krankenkassen, der Pflege und der Politik.

Darüber hinaus unternehme der Landkreis mit der Weiterbildungsgesellschaft Meilenstein große Anstrengungen, um junge Medizinerinnen und Mediziner für den Landkreis zu gewinnen. Allerdings machte Kraujuttis abschließend deutlich, dass man die Frage, wie künftig die flächendeckende medizinische Versorgung gewährleistet werden könne werde, nicht allein auf die rein quantitative Frage der erforderlichen Ärztinnen und Ärzte verengt werden dürfe. Wichtig seien auch Überlegungen, welche Leistungen zukünftig zur Entlastung der Ärztinnen und Ärzte auf nichtmedizinische Bereiche delegiert werden könnten.

Text und Bild 2: Seniorenvereinigung
Bild 1 und 3: Landkreis Emsland


vom 26.05.2024


Printausgabe Juni/Juli 2024
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