Pressemitteilung
Sehr aufmerksam lauschten über 260 Gäste, darunter 80 Schülerinnen und Schüler Meppener Gymnasien, im renovierten Emslandsaal Kamp den beeindruckenden Ausführungen von Rainer Eppelmann,
der sein Leben in der Diktatur sowie seine Aktivitäten im Widerstand und während der friedlichen Revolution in der DDR schilderte.

Eppelmann wurde in jungen Jahren wegen Verweigerung des Wehrdienstes zu acht Monaten Haft verurteilt. Als Pfarrer organisierte er später Blues-Messen für orientierungslose Jugendliche, die mit den Zielen der kommunistischen Jugendorganisation „Freie Deutsche Jugend (FDJ)“ nichts anzufangen wussten. Den jungen Menschen wurde angeboten, ihre Sorgen und Wünsche im geschützten Raum der Kirchen auszutauschen.
Bis zum Herbst 1986 fanden insgesamt 20 Veranstaltungen mit tausenden Teilnehmern statt.
Bald erlangte Rainer Eppelmann innerhalb der DDR Bekanntheit als Oppositioneller und wurde wegen seiner Aktivitäten, so zum Beispiel dem „Berliner Appell“ für Abrüstung – „Frieden schaffen ohne Waffen“, immer wieder inhaftiert.
Der Bürgerrechtler berichtete zunächst vom Volksaufaufstand am 17. Juni 1953, der sich gegen die Arbeits- und Lebensbedingungen richtete. Menschenketten stellten sich sowjetischen Panzern entgegen und hofften, dass sie nicht fahren. Doch sie fuhren!
Der Aufstand wurde blutig niedergeschlagen mit 50 Toten, vielen Verletzten und tausenden Inhaftierten.
Im Mai 1989 erstattete Rainer Eppelmann nach der Kommunalwahl Anzeige wegen Wahlfälschung. Er wurde daraufhin von der Staatsanwaltschaft vorgeladen und ihm wurde mit strafrechtlicher Verfolgung gedroht.
Insgesamt seien zwischen 1949 und 1989 über vier Millionen Menschen aus der DDR geflohen, mitunter täglich bis zu 10.000. Mit dem Bau der Mauer ab dem 13. August 1961 setzte sich die Fluchtbewegung fort, jedoch unter deutlich größeren Risiken und mit etwa 150 Todesopfern, allein an der Berliner Grenze.
Viele Bürger konnten sich über die Fernsehsender ARD und ZDF vom Leben im westlichen „Schlaraffenland“ informieren, so die Annahme des Bürgerrechtlers, und sicher seien jeden Abend in Gedanken 60 bis 70 Prozent der Bürger aus der DDR ausgereist.
Man kann es wohl als Ironie des Schicksals bezeichnen, dass Herr Eppelmann 1990 in der letzten DDR-Regierung Minister für Abrüstung und Verteidigung wurde.
Emotional erzählte Eppelmann vom Leben in der DDR mit der Angst vor Bespitzelung, Repressalien und Inhaftierung, abgetrennt vom Westen durch die Mauer und gefühlt wie im Knast.
Immer wieder stellte er mit seinem typischen „Berliner Slang“ provokant die Frage „Demokratie oder Diktatur – keen Unterschied“?
Die von Michail Gorbatschow eingeleiteten Liberalisierungen machten den Demonstranten in der DDR Mut. Die Zahl der Teilnehmer an den friedlichen Montagsdemonstrationen allein in Leipzig stieg im Laufe des Monats Oktober 1989 von 10.000 auf bis zu 70.000 und in Berlin, am Alexanderplatz auf mindestens 500.000, evtl. auch deutlich mehr. Aus verschiedenen Gründen, möglicherweise auch aus Angst vor dem Druck der Masse, gingen die Sicherheitskräfte nicht gegen die Demonstranten vor. Die Angst hatte die Seite gewechselt.
Die Öffnun
g der Grenze erlebte Eppelmann in vorderster Reihe mit, unmittelbar am Schlag-baum.
Von den vom SED-Regime versuchten Mordanschlägen auf ihn habe er erst nach der Wende und Einsicht in die Stasiakten erfahren. Er wisse nicht – so erläuterte der Bürgerrechtler – ob er bei Kenntnis dieser Dinge ebenso gehandelt hätte, schließlich sei er damals bereits Vater von vier Kindern gewesen.
Gerne würde er 93 Jahre alt werden, so der Wunsch von Eppelmann. Dann hätte er länger in der Demokratie als in einer Diktatur gelebt.
An die Schüler
innen und Schüler gewandt, erläuterte Eppelmann immer wieder die Chancen und Möglichkeiten der Demokratie, die von allen gestaltet werden müsse. Sein Appel lautete „Nutzt diese Chance!“
Zur Finanzie
rung der Veranstaltung wurde der Seniorenvereinigung Meppen von der Emsländischen Bürgerstiftung eine namhafte Förderung bewilligt.
Text: Seniorenvereinigung der Stadt Meppen e.V.
Bilder: 1 Seniorenvereinigung; 2 Ems-TV; 3 ems-vechte-Welle
Hier finden Sie die Berichterstattung von Ems TV, der Ems-Vechte-Welle und
des EL-Kuriers.



Bitte auf die Logos klicken