Sorge um schwindende Bereitschaft zum Ehrenamt Ludger Abeln kritisiert „Bürokratie und digitale Passivität“ – Zu Gast bei der Seniorenvereinigung Meppen
Von Lambert Brand
Meppen (EL) Der aus Bokeloh stammende frühere NDR- Moderator Ludger Abeln war zu Gast bei der Seniorenvereinigung Meppen. In seinem Vortrag spannte er einen weiten Bogen von seinem persönlichen Werdegang bis hin zur aktuellen Entwicklung des Ehrenamtes – ein Thema, das ihn seit Jahren begleitet und umtreibt.
In seiner Begrüßung wies der Vorsitzende der Seniorenvereinigung, Richard Peters, darauf hin, dass im Emsland traditionell noch vieles durch freiwilliges Engagement getragen werde. Die Seniorenvereinigung Meppen sei froh, im- mer noch ein vielfältiges Programm anbieten zu können, das sich großen Zuspruchs erfreue.
Referent Abeln nannte das Emsland noch ein Land der Glückseligen“, stellte jedoch fest, dass die Bereitschaft, ehrenamtliche Aufgaben zu über nehmen, landesweit insgesamt abnehme. Besonders in Städten ließen sich viele Menschen trotz vielfältiger Angebote kaum noch mobilisieren oder für ein gemeinschaftliches Engagement begeistern.
Ein Grund dafür sei die zunehmende Bürokratie, die Ehrenamtliche häufig vor fast unlösbare Hürden stelle. Tätigkeiten wie die eines Kassierers seien heute deutlich komplexer als früher: Statt einfacher Buchführung seien vielfältige steuerliche und rechtliche Aspekte zu beachten. Dies schrecke viele potenzielle Helfer ab. Zudem habe sich die Gemeinschaftskultur in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Früher traf man sich selbstverständlich auf dem Schulhof, auf dem Fußballplatz oder in der Dorfgemeinschaft – heute werde vieles digital geregelt. Die Vielzahl moderner Medien und umfangreicher Streaming-Angebote binde viel Aufmerksamkeit, die früher selbstverständlich in Vereinsleben, Nachbarschaft und Ehrenamtsarbeit floss.
Abeln ging auch auf Entwicklungen im Pressewesen ein. Das Leseverhalten verlagere sich zunehmend ins Digitale, was direkte Auswirkungen auf die Finanzierung lokaler Medien habe – insbesondere auf die Anzeigeneinnahmen. Journalismus lebe heute stark von Klickzahlen, die darüber entscheiden, welche Themen Beachtung finden. Viele ehrenamtliche Aktivitäten geraten seiner Meinung nach dadurch ins mediale Schattendasein, obwohl sie für die Gesellschaft unverzichtbar seien.
Im zweiten Teil des Abends stellte Abeln sein Buch „Weihnachten im Watt“ vor und las sowohl hoch- als auch plattdeutsche Passagen aus der emsländischen Region, worin auch die Auswirkungen des Emslandplans humorvoll beleuchtet wurden. Besonders gut kam die plattdeutsche Geschichte „Weihnachtsspeck“ an, die in den 1950er-Jahren im Raum Geeste spielt. Demnach wurde früher die Anzahl der Speckstreifen auf einem Buchweizenpfannkuchen genutzt, um dem angehenden Schwiegersohn eine Botschaft zu senden: eine gerade Anzahl bedeutete Zustimmung, eine ungerade Ablehnung.
Für Lacher sorgte die Auflösung einer Szene, in der ein Pfannkuchen trotz positiver Rückmeldungen aus der Familie der Braut plötzlich eine ungerade Zahl von Speckstreifen aufwies: Der Opa hatte sich während des Bratens ein Stück Speck gemopst und damit unbeabsichtigt die Familienbotschaft durchein-andergebracht.
Ludger Abeln skizzierte den rund 70 Zuhörern seinen Lebensweg. Aufgewachsen in Meppen-Bokeloh, engagierte er sich früh als Fußballtrainer, Jugendgruppenleiter und Messdiener. Nach Abitur und Tischlerlehre folgten ein Studium in Hannover und ein Volontariat bei „Antenne Niedersachsen“. Über Stationen bei Radio ffn, SAT.1 und TVN gelangte er zum NDR, wo er Formate wie „Hallo Niedersachsen“, „Lust auf Norden“, „Talk op Platt“, die „NDR-Quiz- show“ und die „Aktuelle Schaubude“ moderierte. Später wechselte er als Pressesprecher zu Volkswagen nach Emden und ist heute Netzwerker beim Caritasverband Osnabrück sowie Vorstand der Caritasstiftung. Als Autor ist er durch mehrere hoch- und plattdeutschen Bücher bekannt.
Text und Fotos: Lambert Brand, EL-Kurier 